Postkarten – eine große Liebe

Kürzlich hatte ich geschäftlichen Kontakt zu einer Behörde.

Per Mail konnte ich dort zu diesem Zeitpunkt niemanden erreichen, da die gesamte digitale Infrastruktur einem Hackerangriff zum Opfer gefallen war. Also habe ich telefonisch versucht, mein Anliegen vorzubringen. Das hat super geklappt.

Ein netter junger Mann hat mich freundlich über die Vorgehensweise zu meiner Bitte aufgeklärt und durchaus gut beraten. Da allerdings Schriftverkehr notwendig war, bat er mich, leicht genervt von der Situation und auch ein wenig sarkastisch, Folgendes zu tun:

„Es wäre nett, wenn sie sich wie im letzten Jahrhundert einen Umschlag nehmen, eine Briefmarke draufkleben und das Schreiben prähistorisch mit der Post schicken.“

Ich habe durch das Telefon gehört wie schwer ihm dieser Satz von den Lippen kam und musste schmunzeln. Am liebsten hätte ich ihn getröstet und ihm gesagt, dass ich Papier und Umschläge und Briefmarken sehr mag und es überhaupt kein Problem für mich darstellt, den klassischen Postweg zu gehen. Aber dann habe ich mich ein wenig geschämt und kam mir plötzlich ziemlich alt vor, fast prähistorisch.

Das Schreiben habe ich abgeschickt und warte aktuell noch auf Antwort. Ich bin sehr gespannt, wie es ausgeht.

Vor allem aber geht mir die Aussage dieses Mannes, seine Stimme lässt mich vermuten, dass er der Generation der so genannten Digital Natives zuzuordnen ist, nicht mehr aus dem Kopf.

Wie sehr sich doch die Zeit gewandelt hat! Eine neue Zeit, in der es manchen oder vielen jungen Menschen Magenschmerzen bereitet, Worte mit einem Stift zu schreiben. In der es lächerlich erscheint eine Briefmarke anzufeuchten und auf einen Umschlag zu kleben. In der lediglich ein paar Buchstabenkürzel und bunte Bildchen in eine digitale Tastatur getippt werden, um eine Nachricht oder einen lieben Gruß mitzuteilen.

Nicht falsch verstehen! Ich liebe die Digitalisierung. Ich liebe es, Bilder aus dem Urlaub ganz einfach per WhatsApp zu verschicken, oder kurze und ganz aktuelle Videos meiner Patenkinder zu bekommen. Ich liebe es, auf Instagram zu stöbern, Kontakte in viele Teile der Welt zu haben und auch die neuen Möglichkeiten der Online Fortbildung sind mir sehr ans Herz gewachsen.

Aber ich habe auch eine große Vorliebe für die Papeterie. Eine Sammlung von Notizbüchern, Bildbänden, gebundenen Rezeptsammlungen oder auch stapelweise Romane im Bücherregal gehören für mich zum Leben wie das Salz auf die Butter.

Mein Herz habe ich vor allem an Postkarten verloren. Auch wenn es für manchen Menschen altertümlich anmutet – über eine Postkarte zwischen Rechnungen, Werbung und Beitragserhöhungen freut sich doch jeder, oder?

Kannst du dich erinnern wann du deine letzte Postkarte bekommen hast? Wann du den Briefkasten geöffnet und eine hübsch bedruckte Karte in den Händen gehalten hast? Hast du das Foto oder Bild auf der Vorderseite betrachtet und schnell umgedreht und nachgeschaut, von wem dieser besondere Gruß ist? Und dann dieses Lächeln, was dir ins Gesicht gehuscht kommt, weil jemand dich auf diese besondere Weise bedacht hat.

Meine letzte Postkarte ist vor etwa einem Monat in der Post gewesen. Eine Dankeskarte mit ganz lieben Grüßen und der Erinnerung an Entschleunigung in einer stressigen Zeit. Und an noch eine wunderbare Karte erinnere ich mich, eine mit einem wunderschönen Motiv – alte Bücher mit einem Juteband zusammengeschnürt und mit einer Nelke und einer Lavendelblüte geschmückt.

Ich liebe sie beide. Genauso wie die meisten Karten, die ich bekommen habe in den ganzen Jahren.

In meinen Schränken gibt es einige Kartons, die eine beachtliche Sammlung an Postkarten enthalten. Manchmal nehme ich mir Zeit und stöbere hindurch und erinnere mich und freue mich noch einmal über die lieben Worte.

Dann denke ich an all die Jahre und was alles passiert ist, wen ich mal kannte und wer mir noch immer Karten schickt. Ich sortiere sie dann auch schonmal um. In einem Jahr nach Themen, in einem anderen nach Absendern. Immer in hübschen Bändern gebunden und ganz viel Liebe mit reingepackt.

Diese Erinnerungen sind mir heilig. Fast noch wichtiger als Bilder. Sie sind schön und sie sind persönlich und ich höre die Stimme der Menschen während ich ihre Worte lese.

Neben diesen Kartons gibt es aber auch noch einige andere. Nämlich die mit den leeren Postkarten, die darauf warten von mir beschrieben zu werden, um anderen eine Freude zu machen und vielleicht in einer Erinnerungsbox zu landen.

Egal, wo ich hinkomme, sei es eine fremde Stadt, ein Gartenmarkt oder ein Museum. Eine Postkarte, die mir besonders gefällt, finde ich meistens. Diese nehme ich dann mit, manchmal mit dem freudigen Wissen, an wen ich sie schicken werde, manchmal als einen neuen Teil meiner mittlerweile beachtlichen ‚Sammlung für alle Fälle‘. Man weiß ja nie, wann man mal eine braucht.

Vor einigen Jahren, hatte ich noch die Angewohnheit, jeden Monat eine Karte an irgendjemanden zu schreiben und zu verschicken. Einfach so. Und somit ganz viele kleine Freuden und noch mehr Liebe zu verteilen.

Einfach so, ach war das schön! Wann hat das eigentlich aufgehört? Vielleicht sollte ich das mal wieder machen.

Ich habe beschlossen, aus dem Vielleicht einen Vorsatz zu machen. Die nächsten zwölf Monate werde ich einige Postkarten an liebe Menschen verschicken.

Hast du Lust eine Postkarte aus meiner Sammlung zu bekommen? Dann schau gern bei Instagram vorbei, dort wird es eine kleine Aktion dazu geben.

2 Kommentare zu „Postkarten – eine große Liebe“

  1. Gerade bin ich durch Zufall ( gibt es sie?!) auf deine insta Seite gepurzelt, und dadurch hier in das Journal. Sehr sehr schön hier … und mit deinem Beitrag über Postkarten hattest du mich direkt 😉 es macht Spaß deine Bilder und Texte anzuschauen … Ich komme öfter vorbei ! Liebe Grüße Diana

    1. Hallo Diana, vielen Dank für deine lieben Worte, ich freue mich sehr, dass meine Seite gefällt! Und ebenso Freude hast du hoffentlich an einer Postkarte, die demnächst in deiner Post landet! Alles Liebe für dich.

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