Was wäre wenn ich einfach nur noch das mache, worauf ich Lust habe? – Ein Gedankenspiel zum Glücklichsein

Ich MUSS arbeiten, ich MUSS zu diesem Termin, ich MUSS mich gesund ernähren – so könnte man es ewig weiterführen. Die beste Weisheit: ich MUSS aufessen, damit morgen die Sonne scheint.
Verrückt, wie viele Verpflichtungen es doch zu geben scheint.

Jeden Tag erzählen mir die Menschen was sie noch alles tun müssen und wie gehetzt sie sich damit fühlen. Jedes Mal denke ich: Ja, das kenne ich sehr gut!

Aber ist es wirklich immer ein MUSS, oder ist es nicht so, dass ich mir oft Dinge selbst auferlege und sie zu einer verpflichtenden Sache mache, die mich am Ende stresst und manchmal in den Wahnsinn treibt?

Ich bin eine Meisterin darin, mir Dinge abzuverlangen und höchstwahrscheinlich geht es dir ähnlich. Meine Friseurstuhlgespräche zeigen zumindest, dass ein großer Teil von uns sich häufig ausgelaugt, gestresst und müde fühlt, weil einfach viel zu tun ist, und sich danach sehnt, ‚nur‘ noch zu machen, worauf man wirklich Lust hat. Doch ist das überhaupt möglich? Und wenn ja, wie geht man das an?

Selbstreflektion – ein Schlüssel zum Erfolg?

In den letzten Jahren habe ich so viele Baustellen eröffnet, dass es mir manchmal schon schwerfällt, den Überblick zu behalten.

Wohin mich das gebracht hat? Auf ein Stresslevel, das manchmal kaum auszuhalten ist: permanenter Druck und Zeitnot, Schlaflosigkeit, Verdauungsstörungen, körperliche Beschwerden, vom Zustand meiner Haut möchte ich gar nicht erst anfangen, enttäuschte Gesichter im Familien- und Freundeskreis, weil für mich einfach kaum eine Möglichkeit besteht, am schönen Freizeitleben teilzunehmen.

Aber all das hat mir auch diese Vorteile und Bonbons beschert: Spaß an der Arbeit, tolle Begegnungen, Erfolge, wertvolles neues Wissen und eine absolute Traumvision meines zukünftigen Lebens!

Das kennst du irgendwoher? Nun, damit sind wir bei weitem nicht allein. Vielleicht lohnt es sich für jeden, mal über den persönlichen IST-Zustand nachzudenken.

In der Gesamtbetrachtung hatte ich einen Überschuss an negativen Effekten und das ist auf keinen Fall das, was ich mir wünsche. Ich möchte das Leben genießen, immer wieder kleine Auszeiten haben, zufrieden und ausgeglichen sein und vor allem nicht durchgehend körperliche Anstrengung haben.

Ich möchte mich meinen Hobbys widmen und Freunde treffen, die Familie genießen und Zeit zum Lesen haben, spontan einen Wochenendtrip mit Mann und Hund unternehmen und trotzdem die Arbeit als Erfüllung wahrnehmen.

Das bringt mich zu dem Schluss: diesmal ist es wirklich an der Zeit, mich auch mal um mich selbst zu kümmern, sonst klappt das nicht mehr in diesem Leben.

Also habe ich viel nachgedacht, recherchiert, Gespräche mit Experten und Gleichgesinnten geführt. Was ich bisher daraus gelernt habe, ist, dass das Aufbürden von Aufgaben viele Auswirkungen mit sich bringt. Sowohl die physische als auch die psychische Belastung – aber vor allem winken eben auch die vielen Höhen an freudigen Gefühlen, nämlich dann, wenn ich mit einem riesigen Eimer voller Dopamin überschüttet werde.

Das Glücksgefühl! Ich liebe diese Momente, doch oft sind sie nur von kurzer Dauer und genau da steckt der Teufel im Detail. Ich habe einige Veröffentlichungen und Beiträge zum Thema Dopamin gelesen und herausgefunden, dass sowohl ein Dopamin-Überschuss als auch ein Dopamin-Mangel zu negativen Auswirkungen führen kann. Wie so oft im Leben ist also das richtige Maß gefragt.

Wer eine knackige Ausführung zum Thema lesen möchte, findet diese beispielsweise hier: https://www.oberbergkliniken.de/artikel/dopamin

Mein persönliches Resümee zeigt, ich sollte das richtige Gleichgewicht zwischen einem absolut erfüllenden Job und einem wunderbaren Privatleben finden. Heißt, Arbeitszeit reduzieren und dem Privatleben mehr Zeit widmen.

Vielleicht ist es bei dir genauso, vielleicht hast du aber auch das Gefühl, du solltest deinen Job neu erfinden und das Private weiterhin genießen wie du es ohnehin schon tust. Oder du hast ein Hobby, welches du seit Ewigkeiten vernachlässigst.
Oder, oder, oder – es gibt unzählige Möglichkeiten, mit denen man zufrieden und unzufrieden sein kann. Diese wiederum stelle ich mir als Schrauben vor, an denen sich bis zur optimalen Balance drehen lässt.

Dafür gibt es natürlich unzählige Ansätze. Zwei wirklich interessante haben sich in meinen Recherchen herauskristallisiert und die sind auf den ersten Blick ziemlich simpel.

MUSS ich wirklich?

Was genau bedeutet dieses große Wort?
Ich MUSS – eine Notwendigkeit, ein Zwang, eine Pflicht, ein Gebot – alles Synonyme, die ich im Internet dazu finde. Sie zu lesen fühlt sich schon fast ein wenig bedrohlich an und das ist doch nun wirklich das Letzte, was ich will.

Daher frage ich mich, muss ich alles, was ich mache wirklich machen? Oder möchte ich es nicht auch ein wenig?

Ein Selbstversuch:
-Meine Arbeit: nun, ich finde schon, dass ich sie machen muss. Wer bezahlt mir sonst meine Wocheneinkäufe, den Urlaub und all die Dinge, die ich mir gönnen möchte? Ich bin in der tollen Lage mein Geld mit etwas zu verdienen, was mich wirklich glücklich macht. Daher setze ich diesen Punkt auf meine persönliche Liste von den Dingen, die ich gern möchte.
-Einkaufen muss ich, das mache ich wirklich nicht gern!
-Für meinen Hund kochen muss ich auch. Er ist hochgradig allergisch und daher koche ich alle paar Tage sein Futter für ihn. Den kleinen Schlawiner habe ich mir allerdings selbst ausgesucht und somit habe ich die Verantwortung für ihn, daher mache ich es irgendwie auch gern, denn wenn es ihm gut geht, geht es mir auch gut. Das ordne ich also irgendwo zwischen müssen und mögen ein.
-Ich muss montags die Mülltonne vor das Haus stellen. Wird das nicht erledigt, habe ich in der nächsten Woche ein Problem das ich hier wohl nicht näher beschreiben muss. Das mache ich, um dieses Ärgernis zu vermeiden, letztendlich also auch für mich: ab auf die mittlere Spalte!
-Ich muss die Hausaufgaben für meinen Foto-Workshop machen. Diese werden angeboten und sind natürlich kein Muss. Ich möchte etwas lernen, also wieder ein Punkt für die Mögen-Liste.

Das habe ich ewig so weitergeführt, so richtig mit Zettel, Stift und Tabelle. Eine Tasse Tee dazu und es war eine super gemütliche Frage-Runde an mich selbst, die sogar Spaß gemacht hat!

Vielleicht würdest du in dieser Selbstreflexion zu ganz anderen Resultaten kommen. Am Ende ermöglicht sie allerdings einen spannenden Blick auf die eigene Sichtweise und führt zu tollen Erkenntnissen und Aha-Erlebnissen.

Wirklich verrückt, was die Wortwahl ausmachen kann, oder hast du schonmal irgendjemanden sagen hören: ‚Ich muss in den Urlaub fahren‘, außer vielleicht einen bedauernswerten Teenager, der mit seinen Eltern in den zehnten Wanderurlaub reisen muss, obwohl er viel lieber am Strand liegen möchte?

Entscheidend ist also, ob ich etwas für mich selbst mache oder auch, bzw. ausschließlich für mein Umfeld. Bin ich in diesem Punkt klar, hilft mir das ungemein weiter. Denn für mich selbst mache ich ja durchaus die Dinge, die mir guttun und die einen Mehrwert für mich haben. Also möchte ich sie in gewisser Weise natürlich auch weiter ausführen.

Sage ich zu oft JA?

Ein kritischer Blick lohnt sich auch bei allem, was man für andere ‚bewältigt‘.

Wie du in meinem Versuch oben gelesen hast, gibt es auf den ersten Blick viele Dinge, die ich vermeintlich für andere mache. Bei manchem agiere ich aus vollstem Herzen, um eben diesem anderen eine Freude zu machen oder zu helfen. Diese Handlungen schütten Dopamin aus, nicht so sehr, dass mich ein jauchzendes Hoch ereilt, aber doch genug, um mich zufrieden lächeln zu lassen, herrlich!

Bedenklich könnte es werden, wenn man Dinge erledigt, die ausschließlich dazu dienen, anderen zu gefallen, sei es das Kuchenbacken für den Kindergarten, das Blumengießen für die Nachbarn oder die eine Aufgabe, die man für die Chefin erledigt, obwohl das eigentlich die Kollegin machen sollte. Ja, bei manchen verursacht das Stress, sagt mein Friseurstuhl.

Mein persönliches Paradebeispiel ist das Annehmen von Terminen im Salon, wenn ich schon zu weit mehr als 100 Prozent ausgelastet bin.
Ein solches Verhalten sollte ich zumindest hinterfragen, denn hier liegt vielleicht etwas verborgen, was mir durchaus nicht gut tut!

Ich bleibe bei meinem Beispiel. Vielleicht wäre hier des Öfteren ein NEIN angebracht. Egal wie die Außenwelt über mich denkt, am Ende ist in erster Linie wichtig, wie es mir damit geht. Das hat weniger mit Egoismus, als eher mit Selbstfürsorge zu tun und am Ende hilft es meinen lieben Kunden ja auch nicht, wenn ich aus den Latschen kippe.

Ziemlich schwierig finde ich es allerdings, das Nein auch umzusetzen, wenn ich in einer solchen Situation bin, denn eigentlich mache ich anderen ganz gern eine Freude. Die perfekte Balance zu finden ist wirklich tricky!

Egal mit wem ich darüber gesprochen habe, für fast jeden und jedes persönliche Beispiel ist es am Ende gleich schwierig. Wir sitzen alle in einem Boot!

Doch so viele haben mir in Friseurstuhlgesprächen schon stolz und vor allem glücklich von kleinen Erfolgen, beruflich wie privat, und ihrer großen Wirkung erzählt, wenn sie einmal ein solches Nein über die Lippen gebracht haben. Ich bin überzeugt, jeder sollte es zumindest mal ausprobieren!

Und wie werde ich nun glücklicher?

Zum einen habe ich nun erfasst was ich muss und was ich möchte und weiß somit, was genau es ist, das mich glücklich macht und wie ich Situationen zukünftig hinterfragen kann. Auf diese IST-Situation hilft es immer mal wieder zu schauen und Ideen und Gedanken zu vervollständigen.

Nun überlege ich mir, worauf genau ich eigentlich wirklich Lust habe. Denn oft gibt es innere Wünsche und Sehnsüchte, die ob des stressigen Alltags immer wieder in irgendeine Kopfschublade verstaut werden. Raus damit, ich habe die Punkte alle aufgeschrieben und eine erstaunlich lange Liste bekommen.
Alles Dinge, die ich wirklich gern machen würde und bei denen ich mir sicher bin, dass sie mich glücklich machen!
Um mit gutem Beispiel voranzugehen, werde ich im neuen Jahr beginnen, in meinem Terminkalender eine 40-Stunden-Woche einzuführen und ‚Nein‘ zu sagen, wenn der Wochenplan voll ist. Tadaaa, der erste Punkt auf der Umsetzungsliste ist geschrieben! Und den ersten Fotokurs habe ich auch schon gebucht.

Du hast Lust auf dein eigenes Gedankenspiel und bist schon sehr gespannt, wie deine Liste aussehen würde? Super! Jetzt kommen bald die ruhigen Tage zwischen den Jahren. Oft eine Zeit, die letzten Monate Revue passieren zu lassen und ins neue Jahr zu schauen. Das wäre doch ein perfekter Anlass!

Solltest du die Listen oben auch mal versuchen wollen, gibt es von mir eine kleine Zugabe für dein persönliches Gedankenspiel, als PDF zum Ausdrucken. Hier kannst du mit den Gedanken spielen dein eigenes Resümee zusammenfassen.

Immer mal wieder draufschauen und selbst reflektieren schadet nie, man vergisst so schnell im

Meine persönliche Liste hängt nun neben meinem Schreibtisch. Alles etwas wonach mir wirklich der Sinn steht und auch reichlich lebenserfüllend. Dass ich Beruf und Hobby verbinde, fühlt sich verdammt richtig für mich an.

Ach und, die Mülltonne stelle ich montags auch weiter vor die Tür und aufessen werde ich auf jeden Fall! Ich nehme mir sowieso immer nur das auf den Teller, was ich schaffe zu essen.

Mit diesem klaren Blick auf das Leben und Handeln lässt sich sehr gut erkennen, es kommt auf den Winkel an, aus dem man schaut. Wenn man etwas nicht muss, macht man es nicht. Man lebt mit den Konsequenzen und atmet tief durch, wenn man sie nicht so sehr mag.

Atmen ist auch gut, wenn jemand ein Nein von uns nicht ganz so toll findet. Am Ende geht davon höchstwahrscheinlich die Welt nicht unter. Es ist nur einer von ganz vielen Augenblicken im Leben. Wer sagt denn, dass der nächste nicht schon voller Freude ist?

Somit hat man es selbst in der Hand, sich für Dinge zu entscheiden auf die man Lust hat. Man sollte sich immer mal wieder selbst daran erinnern. Das ist nicht einfach, aber es gibt nur einen Weg zum Glück: Anfangen!

Ich bin gespannt wie die Dinge laufen und würde mich freuen, zu hören wie du damit umgehst. Mir ist durchaus bewusst, dass dies nur ein Ansatz zum Glücklichsein ist. Daher darfst du natürlich gern deine Gedanken in den Kommentaren teilen, Austausch ist oft die größte Anregung und Unterstützung.

3 Kommentare zu „Was wäre wenn ich einfach nur noch das mache, worauf ich Lust habe? – Ein Gedankenspiel zum Glücklichsein“

  1. Liebe Sylvia, Dein wunderbarer Text kommt genau!!!!! zum richtigen Zeitpunkt, ich danke Die sehr dafür!!!!💖💖Ich wünsche Dir trotz der vielen „ich muss „, welche Du zur Zeit sicherlich noch vor Dir hast, viel, viel Kraft und hoffe sehr, dass Du mit Deinem Christoph, der Dir so wunderbar zur Seite steht, in der nächsten Zeit auch Momente der Entspannung findest. Und auf diesem Wege ein großes Dankeschön, dass Du mir als Kundin immer wieder eine entspannte Auszeit in Deinem Salon bereitest! Viele liebe Grüße , Deine Gulab 💖

  2. Liebe Sylvia, wieder ein interessanter Artikel von Dir. Nein sagen ist immer ein Thema. Ich hatte schon als junges Mädchen das Buch „Sage nein ohne Skrupel“ gelesen. Umsetzen war und ist heute noch schwierig. Daher ist Dein Artikel sehr wichtig und gut, sich immer wieder selbst zu reflektieren, in sich zu gehen. Und auch wirklich nach dem Bauch zu hören. Was tut mir gut, was macht mir Stress. Wird mein Nein akzeptiert. Und es ist auch ein „Gewöhnungsprozess“ – man übt das Nein sagen und irgendwann ist es nichts Besonderes mehr, Nein zu sagen für etwas, was man nicht will.
    Ganz liebe Grüsse und viel Kraft noch für die letzten „Bautage“ . Heidrun

    1. Danke, Heidrun.
      Ja, das ‚Nein‘ scheint offenbar sehr viele zu beschäftigen. Ein Gewöhnungsprozess wäre durchaus wünschenswert. Der Weg dahin ist auf jeden Fall leichter, wenn man ein Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse entwickelt, sozusagen der erste Schritt in die persönlich richtige Richtung:)

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